Diesen Samstag findet um 18.00 Uhr das Urner Derby der 2. Liga regional-Vereine FC Schattdorf und FC Altdorf statt. Coronabedingt liegt das letzte Aufeinandertreffen der beiden Kantonsrivalen bereits wieder 11 Monate zurück. Damals siegte der FC Schattdorf auf fremdem Terrain vor einer beachtlichen Kulisse von rund 1000 Zuschauer mit 0:1. Die beiden Sportchefs, René Gnos (FC Schattdorf) und André Lussmann (FC Altdorf) blicken im coronabedingt schriftlich geführten Interview zurück auf die Zeit ohne Fussball, auf die bisherigen Spiele und wagen einen Ausblick auf das bevorstehende Aufeinandertreffen.

Altdorf musste auf die aktuelle Saison hin viele Abgänge von wichtigen Spielern verzeichnen und musste auch auf dem Trainerposten kurzfristig umdisponieren. André Lussmann, wie hat die Mannschaft und der Verein darauf reagiert? Das war für uns wahrlich eine grosse Herausforderung und intensive Zeit, die wir Vereinsverantwortlichen zusammen mit dem aktuellen Trainergespann und der Mannschaft jedoch gut gemeistert haben. Wir haben intern früh und klar kommuniziert, dass wir die kommende Saison mit maximal 2-3 Auswärtigen bestreiten und möglichst viele junge, einheimische Spieler in die 1. Mannschaft einbauen wollen. Zudem haben wir trotz der kurzfristigen Umdisponierung immer an unserem Ziel festgehalten, auch beim neuen Trainergespann eine einheimische Lösung zu finden und zu verpflichten. Diese Philosophie wurde von den Vereinsverantwortlichen und von allen Beteiligten sehr positiv unterstützt und getragen.

Schattdorfs 1. Mannschaft hingegen blieb beinahe komplett zusammen; der Kader wurde bloss mit einheimischen Spielern gefüllt. René Gnos, wurde trotzdem nach punktuellen Verstärkungen Ausschau gehalten? Natürlich ist es die Aufgabe eines Sportchefs, die Augen und Ohren immer offen zu halten. Mein Ziel war es aber ganz klar, die Mannschaft beisammen zu halten. Die Mannschaft ist sehr jung, hat gerade einmal ein Durchschnittsalter von 22 Jahre. Da steckt viel Potential im Team und viele Spieler werden sich noch weiterentwickeln. Ich glaube, wir haben ein junges, hungriges Team für die Zukunft.

René Gnos, Schattdorf erzielte aus den vier ersten Spielen sieben Punkte. Ist man in Schattdorf mit diesem Saisonstart zufrieden? Wir dürfen damit zufrieden sein. Einzig das Spiel gegen den FC Sempach war nicht gut. Aber wir zeigten anschliessend eine gute Reaktion und wieder gute Leistungen.

André Lussmann, der FC Altdorf steht nach vier Spielen und neun Punkte auf dem zweiten Platz. Ich nehme an, «ennet» dem Schächen ist man dieser Ausbeute mehr als zufrieden? Richtig, ich bin damit natürlich sehr zufrieden. Ich hätte einen solchen Beginn noch vor dem Saisonstart mit unser gänzlich neu formierten und jungen Mannschaft nicht für möglich gehalten und darum vor Saisonbeginn sofort unterschrieben, hätte mir jemand dieses Angebot unterbreitet. Mich freut besonders die Art und Weise, wie wir die Punkte erspielt und erkämpft haben. Dies stimmt mich für die kommenden Spiele sehr zuversichtlich.

Der FC Altdorf stieg vor zwei Jahr von der 2. Liga interregional in die 2. Liga regional ab. In der vergangenen, bekanntlich nicht zu Ende gespielten Saison lag der FC Altdorf am Ende im vorderen Mittelfeld auf Rang 6. André Lussmann, welche Saisonziele hat sich der FC Altdorf für diese Saison gesetzt? Wir wollen so rasch wie möglich von der unteren Tabellenregion, das heisst von den Abstiegsplätzen wegkommen und uns einen guten Mittelfeldrang sichern. Auch haben wir uns zum Ziel gesetzt, im IFV-Cup gute Leistungen abzuliefern und möglichst weit zu kommen, da dieser Wettbewerb interessant ist und immer wieder schöne Fussballgeschichten schreibt.

René Gnos, der FC Schattdorf beendete die vergangene, abgebrochene Saison auf Rang 5, zwei Zähler vor dem FC Altdorf. Wo will der FC Schattdorf am Ende der Saison 2020/2021 stehen? Die Liga wird sehr ausgeglichen sein. Nichtsdestotrotz wollen wir uns in der vorderen Tabellenhälfte platzieren. Uns ist jedoch absolut bewusst, dass es nicht einfach wird. Wir nehmen Spiel für Spiel und wollen immer gewinnen.

Das Coronavirus beschäftigt auch den Amateurfussball. Die Saison 2019/2020 wurde nach der Hälfte abgebrochen und der aktuelle Meisterschaftsbetrieb ist nur unter Auflagen möglich. Welche Auswirkungen hat Covid-19 auf die Vereine? René Gnos: Covid-19 hält uns ganz schön auf Trab. Wir haben relativ rasch eine Task Force einberufen, die im ständigen Austausch mit allen Mannschaften, Betreuern und sonstigen Funktionären steht. Wir haben ein Schutzkonzept errichtet und klare Richtlinien aufgestellt, dessen Einhaltung wir regelmässig überprüfen. Uns allen ist bewusst, wie schnell es gehen kann, dass eine komplette Mannschaft in Quarantäne gehen muss. Deshalb appellieren wir regelmässig an alle Beteiligten und auch an die Spieler unserer 1. Mannschaft, vorsichtig zu sein und bei Symptomen unbedingt zu Hause zu bleiben. André Lussmann: Covid-19 beschäftigt natürlich auch unseren Verein sehr stark. Abgesehen von den durch René beschriebenen Auswirkungen schränkte Covid-19 uns und den Amateurfussball im Allgemeinen lange Zeit natürlich auch insofern ein, als dass wir gar nicht erst trainieren durften. Nach 3-monatiger, Covid-19 bedingter Fussballabsenz konnten wir erst Mitte Juni 2020 mit dem normalen Trainingsbetrieb starten, um uns auf die aktuelle Saison vorzubereiten. Zudem gewähren wir bei Heimspielen maximal 250 Zuschauern Eintritt. Nichtsdestotrotz: zum Glück und zum Wohle aller Beteiligten ist der Fussballalltag nun – wenn auch unter Auflagen – gewissermassen wieder eingekehrt.

Das Urner Derby zieht Zuschauer regelmässig in Scharen an. René Gnos, welche Massnahmen hat der FC Schattdorf für das bevorstehende Derby vorgesehen, um eine Ausbreitung von Covid-19 zu verhindern? Wir sind seit langer Zeit an der Planung, um unserem Schutzkonzept und den übergeordneten Regelungen auch am Urner Derby gerecht zu werden. Auch wenn diese Planung herausfordernd war und ist, sind wir überzeugt, dass wir die richtigen Schutzmassnahmen ergriffen haben. Wir teilen unseren Sportplatz Grüner Wald für das Derby in zwei Sektoren auf. Sektor 1 (rund ums Clubhaus) fasst maximal 300 Personen, Sektor 2 (Ostende des Fussballplatzes) maximal 150 Personen. Diese beiden Sektoren bleiben strikte getrennt, das heisst, dass sich die Zuschauer aus den jeweiligen Sektoren nicht vermischen dürfen. So ist es Zuschauern aus dem Sektor 2 leider auch verwehrt, nach dem Spiel das Clubhaus zu besuchen. Allen Schutzmassnahmen zum Trotz ist es uns allen natürlich aber auch bewusst, dass es kein 100%igen Schutz geben wird. Aber ganz wichtig ist auch in diesem Fall: Wer Symptome hat und wer sich nicht gut fühlt, der hat zu Hause zu bleiben. Dazu appellieren wir auch an die Eigenverantwortung und hoffen auf das Verständnis der Zuschauer: Abstände sind zwingend einzuhalten und sämtliche angebotenen Zuschauerplätze im jeweiligen Sektor zu nutzen.

Kommen wir wieder etwas weg von Covid-19 und legen den Fokus auf das Urner Derby, das eigentlich ein Spiel wie jedes andere ist, und doch mehr Aufmerksamkeit erhält als übrige Partien. Was ist die Faszination des Urner Derbys? René Gnos: Das Derby lebt von den Emotionen und einer im Amateurfussball wohl einmaligen Kulisse. Jeder will als Sieger vom Platz und bringt entsprechend viel Leidenschaft auf den Rasen. Dadurch ist ein Derby immer etwas Spezielles und der Puls schlägt höher als sonst. André Lussmann: Tolle Atmosphäre, hohe Intensität und knisternde Spannung! Zwei kämpferische Mannschaften, die keinen Ball verloren geben und alles daransetzen, um das prestigeträchtige Urner-Derby zu gewinnen – das macht das Urner Derby zur Faszination und anders als die übrigen Spiele.

Sowohl der FC Schattdorf als auch der FC Altdorf schossen in den bisherigen Partien durchschnittlich über zwei Tore. Die Offensive ist damit offensichtlich in beiden Lagern eine wesentliche Stärke. Welche übrigen Stärken stellt Ihr beim jeweiligen Gegenüber fest? André Lussmann: Der FC Schattdorf hat eine qualitativ sehr gute, eingespielte Mannschaft, die auch auf diese Saison hin nahezu unverändert blieb. Diese Konstanz, Ausgeglichenheit und Erfahrung in der Mannschaft ist sicherlich die grosse Stärke des FC Schattdorf. René Gnos: Nach (inkl. Cupspiel) nunmehr vier Siegen in Folgen kann der FC Altdorf mit viel Selbstvertrauen auftreten.

Zum Schluss: Wer ist in der Favoritenrolle? Euer Resultatetipp? André Lussmann: Obwohl wir rangmässig aktuell vor Schattdorf liegen, ist für mich der FC Schattdorf aus den vorhin genannten Gründen in der Favoritenrolle. Zudem wird der FC Schattdorf mit Blick auf die gute Vorrunde in der vergangenen Saison als «erweiterter» Aufstiegskandidat gehandelt. Auf ein konkretes Resultat möchte ich mich aber nicht festlegen. Ich wünsche mir für die Spieler, die Verantwortlichen der beiden Vereine sowie für die hoffentlich zahlreichen Zuschauer einzig ein intensives und spannendes Spiel, natürlich mit einem positiven Ausgang für den FC Altdorf. René Gnos: So einfach lassen wir die Favoritenrolle und den allenfalls damit verbundenen Druck nicht auf uns schieben. Schliesslich liegt Altdorf vor uns in der Tabelle und nicht zu vergessen, vor 2 Jahren war Altdorf noch eine Liga höher spielend, in der 2. Liga interregional. Trotzdem: Wir wollen natürlich gewinnen und haben unsere Qualitäten. Wir sind hungrig, wollen unserem treuen Publikum ein tolles Spiel zeigen und gewinnen deshalb 3:1.

Bild: Reto Infanger.